Große Kraft der Existenz, die du mich machst so müde, wie ein Feuer im Winter.
Du unendliche Stärke, welche mich niederschlägt, wie der Nebel über Venedig.
Bist du auch von manchen gehasst, so liebe ich dich dennoch, als wärst du trockener Zunder in einer nasskalten Nacht.
Und auch wenn ich dein Bohren im Magen, die Trübe deiner Färbung und das Kleben in deiner Musik nicht immer hinnehmen mag, so heiße ich dich dennoch willkommen.
Du bist der Antrieb des Lebens, die Kundalini des Pfades.
Deine Kraft sind die Gleise für die niemals endende Mutation.
Dein Stress bewegt das Verlangen, die Hoffnung und all die tiefen Bürden die ich trage – die wir alle tragen.
Und wenn ich mich so hineinfallen lasse sehe ich Bilder von Orten an denen ich schlief.
Orte, an denen ich bewusst ins Unbewusste glitt.

Ich sehe schroffe Küsten mit rauen Wellen, Zelte in der Hitze weit ab vom Schuss, Jurten und Tipis, Nächte in Kellern aus Sandstein und auf Tempeln im Wald…
Ich schmecke scharfen Rotwein, salzige Küsse, süße Momente und bittere Enthüllungen.
Ich rieche aphrodisierendes Palo Santo, altes modriges Holz, den warmen Geruch von Sonne auf der Haut und kalte Brisen des Alleinseins.
Ich höre metallische dumpfe Klänge in der Ferne, sanftes Zupfen and verstimmten Gitarren und fließende Freude von lachenden Menschen.

Wie kann man deine Schönheit begreifen, wenn darin gleichsam so viel Schmerz im Halbschlaf liegt?
Feuer und Eis bilden den Kreis, in dem ich gefangen bin, und jedes mal auf’s neue hinauskomme, indem ich mich hinein begebe.
Manche verwechseln dich mit Emotion, doch du bist viel mechanischer und ursprünglicher – vielleicht sogar dessen Mutter.
Die Akasha des Werdens verkörperst du über Dekaden des Seins – so, dass jeder Mensch von vornherein weiß.
Kummer & Euphorie tanzen Barfuß im Schlamm, knüpfen und trennen die Bindung mit jedem Schritt erneut.
Es ist das Zerreißen von Stahl, als wär es Papier. Das zermalmen von Diamant als wäre es frischer Hefeteig.
Pure, reine Energie die uns alle bewegt, uns im Rücken steht, sich durch uns dreht…
Der Grund für Hingabe und die Türe zum Unbekannten.
Ewig das Gespann peitschend, doch niemals zu viel… und niemals ohne Ziel.
Kein Ausweg in Sicht, außer das Nadelöhr im dunkelsten Licht.
Das Gepäck wird aufgegeben und kommt vielleicht niemals an.
Denn die Reise durch dein Maß braucht keinen Besitz.
Und auf der anderen Seite finde ich alles was ich niemals gesucht hätte.

Trost, Hoffnung, Perspektiven und Kreativität.
Was für ein Geschenk – auch wenn ich mich jedes mal aufs neue scheue es zu öffnen.
Nur um dann begeistert in die Box des Neuen zu fallen.
Dort wo alles was war, in Mosaik-Mustern, am doppelten Boden zerknallt.
Und mich weiter trägt, selbst wenn ich nicht mehr kann.
An Orten wie diesen, wo die Einsamkeit keimt und Polaritäten vereint.
Alles was kaputt war einfach so im Handumdrehen heilt.
Denn am Ende des Anfangs bleibt immer nur tiefe Dankbarkeit.

<3 Talis, 23.10.2020

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